Atatürk: Vater der Türken. Mustafa Kemal Atatürk lebte von 1881 bis 1938 und ist bis heute die prägendste Gestalt in der Türkei. Überall in der Türkei macht sich das im Alltag bemerkbar. In der Türkei ist Atatürk omnipräsent. Auf Geldscheinen, auf Plakaten und Bildern in Behörden und Ämtern, als Denkmal in zahlreichen Städten und vielen Plätzen der Republik. Viele Einrichtungen sind nach ihm benannt, wie zum Beispiel der Flughafen oder das Olympiastadion in Istanbul. Atatürk ist ein Wahrzeichen der Türkei und wird vom Volk verehrt.
Atatürk gründete aus den Trümmern des Osmanischen Reichs im Jahr 1923 (also kurz nach dem 1. Weltkrieg) die moderne Türkei. Atatürk katapultierte die Türkei in unglaublichem Tempo aus dem mittelalterlich geprägten Osmanischen Reich und Sultanat durch enorm viele Reformen in die Moderne und gründete die „Türkiye Cumhuriyeti“ – die Republik Türkei. Atatürk war Staatsgründer und von 1923 bis 1938 erster Präsident der Republik. Der Laizismus, die Trennung von Religion und Staat, wurde zum Verfassungsprinzip.
Atatürk: Vater der Türken
Atatürks Reformen verbannten nahezu alles Religiöse und Islamische aus dem öffentlichen Leben; vor allem die islamische Rechtsprechung, die Sharia, wurde abgeschafft, fortan galt europäische Gesetzgebung mit Zivil- und Strafrecht. Istanbul verlor den Hauptstadt-Status, neue Hauptstadt wurde Ankara. Der gregorianische Kalender wurde eingeführt, ebenso das metrische System und die lateinische Schrift. Türkisch wurde Amtssprache. Der „Fes“ als Kopfbedeckung für Männer und religiöse Gewänder wurde verboten und war nur noch Würdenträgern der anerkannten Religionen erlaubt. Atatürk führte die Einehe ein. 1934 bekamen Frauen aktives und passives Wahlrecht. Frauen mussten keinen Schleier mehr tragen. Familiennamen wurden eingeführt.
Durch Abschaffung von Sultanat und Kalifat und seinen weitreichenden gesellschaftlichen Reformen, schuf Atatürk einen einmaligen Staatstypus. Atatürks Reformen sollten unter der türkischen Bevölkerung die Einheit bringen, spalten die Türkei und deren Bevölkerung aber bis heute auch.
Wer war Mustafa Kemal Atatürk?
Geboren wurde Atatürk 1881 in Selanik im Osmanischen Reich. Heute kennen wir diesen Ort als Thessaloniki und zweitgrößte Stadt Griechenlands. Selanik war damals eine Region im Osmanischen Reich, in der Muslime, Juden und Christen friedlich miteinander lebten. Eventuell liegt hier der Grund für seinen Laizismus bei der Staatsgründung?
Geboren wurde Atatürk als Kemal Mustafa Pasha; den Familiennamen „Atatürk“, was „Vater der Türken“ bedeutet, bekam er erst im Jahr 1934 als Zeichen der Verehrung vom türkischen Parlament verliehen – und weil aufgrund einer seiner Reformen Familiennamen in der Türkei eingeführt wurden. Der Name „Atatürk“ ist per Gesetz geschützt; kein anderer darf ihn als Namen tragen.
Atatürks Aufstieg begann durch Mehmed VI., dem Sultan des Osmanischen Reichs selbst. Er rief Mustafa Kemal Pasha, den Weltkriegshelden und Sieger der Verteidigung der Halbinsel Gallipoli zu Hilfe, um Unruhen in Anatolien zu beenden. Mehmed VI. beauftragte Atatürk am Schwarzen Meer für Ruhe zu sorgen und den mit den westlichen Siegermächten (England, Frankreich, Italien) beschlossenen Waffenstillstand durchzusetzen.
Der Sultan erschuf so einen Gegenspieler. Mustafa Kemal Pasha organisierte nämlich den Widerstand gegen den Osmanischen Herrscher, der dabei war, sein Land an ausländische Mächte zu verscherbeln. Innerhalb nicht mal eines Jahres stand Sultan Mehmed VI. eine von Mustafa Kemal Pasha angeführte Gegenregierung in Ankara gegenüber, und weitere zweieinhalb Jahre später war das Osmanische Reich Geschichte und die Republik Türkei gegründet. Der Sultan des Osmanenreichs selbst war es also, der Atatürks Aufstieg ermöglichte.