Viele haben ihn vielleicht schon getrunken. Manche nur gesehen. Und manche haben von ihm vielleicht gelesen, und wenn’s nur auf einer Speise- pardon Getränkekarte war. Die Rede ist vom Picon. Eigentlich heißt er “Picon à l’Orange”. Der Picon selber ist ein aus Frankreich stammender Orangenlikör, eine Art Bitter-Likör. Das “Picon Biere”, das aber eigentlich in Frankreich nur unter der Bezeichnung “Picon” bestellt wird, ist ein Bier mit einem Schuß Picon-Likör drin. Oftmals auch bekannt unter dem Namen “Amer”, was im Französischen schlicht und einfach “bitter” bedeutet.
Neben der Variante Picon mit Bier zu trinken, haben sich auch andere Getränke aufgemacht die Gaumen der Franzosen (und nicht nur derer) zu erobern. Zum Beispiel der Picon Club, wo der Picon mit Weißwein getrunken wird.
Aber bleiben wir beim “Picon a la Biere”. Der Picon kommt zu 2cl oder 4cl, wie es einem besser schmeckt, in ein schmales Bierglas, vom Volumen her 0,3 Liter maximal, besser sogar 0,2 Liter wie ein Kölschglas zum Beispiel. Das Bierglas wird mit mildem Bier aufgefüllt, sodass die Schaumkrone leicht bräunlich wird. Franzosen schwören drauf und vertreten den Aspekt, dass Picon nur mit französischem Bier schmeckt, wie beispielsweise Kronenbourg. Und in der Tat ist es so, dass das Bier nicht zu stark sein sollte, um einen guten Picon a la Biere zuzubereiten. Wenn überhaupt mit deutschem Bier, dann mit einem leichten, milden Bier. Wer mag, kann einen Schuß Zitronensaft dazugeben. Picon-Bière hat 16 % Vol., Picon à l’Orange 18 % Vol., Picon Amer 21 % Vol. Alkoholgehalt.
Überwiegend verbreitet ist das Getränk im Elsaß, aber auch in Lothringen, Nordfrankreich, Luxemburg, Belgien oder dem Saarland. Auf Nachfrage erhält man es aber auch in vielen anderen Orten Frankreichs in den Lokalen, auch wenn es dort nicht zu den gängigen Getränken gehört.
Denn zwei Sachen sollte man nicht verwechseln: Das Mischgetränk “Picon a la Biere” ist überwiegen in Nordfrankfreich bekannt. Aber der “Picon a l’Orange”, den trinkt man in ganz Frankreich und findet man auch in nahezu jeder Bar. Er gehört fest zur französischen Trinkkultur.
Die Basis des Picon bilden die aromatischen Orangenschalen, Enzian-Kräuter und bittere Rinde vom Chinabaum, sowie Zucker und Karamellsirup, der ihm seine dunkelbraune Färbung gibt.
Das Getränk wurde übrigens bereits 1837 von Gaétan Picon erfunden, als er nach Algerien ging, um dort in der französischen Armee zu dienen. Zur Weltausstellung in London 1862 sollte er sein kreiertes Getränk dort präsentieren, wozu Jean-Baptiste Nouvion ihn antrieb. Als Picon ablehnte, schickte Nouvion ohne Wissen Picons eine Kiste von dem Likör nach London, wo das Getränk die Bronzemedaille erhielt. 1872 kehrte Picon nach Frankreich zurück und errichtete neben drei Brennereien in den algerischen Städten Algier, Constantine und Annaba auch eine weitere Fabrik in Marseille, die heute noch in Betrieb ist.
Übrigens: Der Alkoholgehalt wurde in den 1970er Jahren von ursprünglich 39% Vol. auf 21% Vol. reduziert, und 1989 ein weiteres Mal auf 18%.