Wenn eine Frau Ihnen anbietet ihr Cicisbeo zu sein, dann sollten Sie wenigstens wissen, was das ist. Ein Cicisbeo war an italienischen Adelshöfen im 17. und 18. Jahrhundert ein Galan, der der Dame des Hauses in Abwesenheit ihres Gatten Gesellschaft leistete und zu gesellschaftlichen Anlässen begleitete. Obwohl eigentlich untersagt, übernahm der so genannte Galan auch eheliche Pflichten, sprich: Sex. Freien Zugang zu den Schlafgemächern der Hausherrin hatte er auf jeden Fall, also konnten beide wild drauf los vögeln.
Eine Dame wählte sich in Italien eigentlich immer nach dem 1. Jahr der Vermählung ihren persönlichen Cicisbeo. Das Cicisbeat, also die Sitte als Dame einen Galan zu unterhalten, war in ganz Italien üblich. Eheleute, die diese Sitte nicht auslebten, machten sich zum Gelächter der Gesellschaft. Der Cicisbeo oder allein der Umstand einen zu haben, war Statussymbol der Dame bzw. des Ehepaares. Besonders in den Adelsfamilien von Rom, Florenz, Genua, Nizza und Venedig war die Sitte, dass die Dame des Hauses sich einen dienenden Kavalier hielt, weit verbreitet. Die Auswahl folgte einem recht festgelegten Arrangement, in italienisch „cicisbeatura“ oder auch „cicisbeismo“ genannt; es sollte erotische Beziehungen zwischen Dame und Diener verhindern bzw. erst gar nicht entstehen lassen. Dafür wurde er aus dem Familienkreis, Freundeskreis oder Bekanntenkreis ausgewählt. Der Cicisbeo war meist jünger als die Dame und hatte ledig zu sein. Er konnte auch nur Galan einer Dame sein und kein Cicisbeat zu anderen Damen eingehen.
War ein Cicisbeo anfangs eher Gesellschafter oder Aufpasser (s)einer Dame, wurde ihm mit der Zeit auch eine frivolere Rolle zuteil, da er (s)eine Dame ja auch uneingeschränkt und ohne Anmeldung in den Privatgemächern aufsuchen konnte, was sexuelle Handlungen zwischen Dame und Cicisbeo so problemlos entstehen ließ.
Operngängern ist der Cicisbeo zum Beispiel in der Figur des Cherubino in der Oper „Hochzeit des Figaro“ (italienisch „la nozze di Figaro“) von Mozart bekannt, sowie in der Rolle des Octavian im „Rosenkavalier“ von Strauss.
Statt des Begriffs „Cicisbeo“ war im Italienischen auch der Begriff oder die Bezeichnung „Cavalier Servente“ (zu deutsch „dienender Kavalier“) gebräuchlich. Das Wort „Cicisbeo“ hat seine Herkunft wohl aus dem französischen Wort „chichebeau“, was so viel wie „schöne Kichererbse“ bedeutet beziehungsweise kommt das Wort aus dem französischen Wort „chiche“ für „niedlich“.
Übrigens: Aussprechen tut man es TschiTschis-beo [t͡ʃit͡ʃizˈbɛo].