„Ein Mann ohne Knast ist wie ein Baum ohne Ast“. Manche kennen diesen stumpsinnigen Spruch eventuell auch in der Variante „Ein mann ohne Knast ist wie ein Schiff ohne Mast“. Wie auch immer: Wahrscheinlich haben diesen Spruch sich irgendwelche Knackis oder Ex-Knackis zurechtgelegt, um den Erfahrungen ihres Lebens irgendwie etwas Positives abgewinnen zu können. Fakt ist: Ein Mann braucht Vieles, aber ein Knastaufenthalt gehört definitiv nicht dazu. Zugegeben: Wir sprechen hier von langjähriger Strafhaft. In Untersuchungshaft kann jeder mal geraten, auch wenn jeder felsenfest davon überzeugt ist, das ihm das wohl nie passieren könnte. Aber eins klar: Zur falschen Zeit am falschen Ort und innerhalb Sekunden die falsche Entscheidung in einer Situation getroffen, und schon könnte man „hinter schwedische Gardinen“ wandern.
Der Aufenthalt im Knast ist für jeden eine Extremsituation. Man ist rund um die Uhr von Kriminiellen umgeben, und weil man eingesperrt ist, kann man ihnen sich nicht entziehen, wie man es außerhalb der Gefängnismauern tun würde oder zumindest könnte. Verschiedene Nationalitäten, unterschiedliche Sozialschichten und vor allem ganz unterschiedliche Persönlichkeiten prallen konzentriert auf einen relativ kleinen Raum aufeinander.
Das beste Motto „Reden ist silber, schweigen ist gold.“ Wer nicht viel redet, gibt nicht viel von sich preis, was eventuell gegen ihn verwendet werden könnte. Wer schweigt, macht sich außerdem geheimnisvoll und andere wissen einen nicht einzuschätzen. Wer redet, gibt Infos über sich preis und somit auch seine Angriffsflächen. Ein gängiger Begriff im Knast-Jargon ist „einem eine Lampe bauen“. Damit meint man das Anschwärzen eines Knackis. Entweder um für sich Vorteile oder Vergünstigungen rauszuholen, oder um denjenigen, der die Lampe gebaut bekommt, von der Arbeitsstelle oder aus der Zelle zu bekommen, weil er einem einfach nicht passt.
Die Situation überblicken. Sich Gedanken machen. Wer ist wer. Aber aufpassen, dass es niemand mitbekommt; keine Fragen stellen, Knackis mögen keine neugierigen Fragen, weil sie sofort einen Verräter oder Denunzianten vermuten, der mit den Antworten etwas vorhat, irgendeinen 31er Move. Denn im Knast ist sich jeder selbst der Nächste. Wirtschaftskriminelle und Betrüger gelten oft als die Hautevolée unter den Knackis, vor allem wenn es um große Beträge ging, für die sie eingefahren sind. Zuhälter platzieren sich eventuell einen Rang drunter.
Man sollte aber auch nicht nur die Insassen der JVA sich anschauen. Auch in puncto Personal kann man sich zu jedem eine Meinung bilden. Wer ist freundlich? Wer ist kulant? Wer ist unumgänglich? Aber eins sollte man nie vergessen: Das Personal steht auf der anderen Seite. Und Mitinsassen mögen es gar nicht, wenn man zu „dicke“ mit den Wärtern oder der Anstaltsleitung ist, sonst vermuten sie Verrat noch viel eher.
Schokolade, Kaffee und Zigaretten sind wie Bargeld im Knast. Ein „Bombe“ Kaffee oder einen „Koffer“ Tabak erhält man beim Einkauf, ebenso wie eine Tafel Schokolade. Ja, die hat im Knast keine eigene Bezeichnung, die heißt auch dort „Tafel“. Einkaufen geht natürlich nur, wenn man Geld hat; dieses kann man nur zum kleinen Teil von außen eingezahlt bekommen (in U-Haft mehr, als in Strafhaft) und muss man sich ansonsten durch die Arbeit im Knast verdienen, wobei aber auch nur ein Teil des Lohn zu freien Verwendung verfügbar ist; ein anderer Teil wird gespart für das Entlassungsgeld. Oder man bringt einen „Koffer“ Tabak oder Schokolade von einem der wenigen Besuchstermine im Monat mit, den der Besuch für einen im Besuchsraum im Automaten ziehen darf, und den man mit „auf Zelle“ nehmen darf.
Wer nicht raucht, keine Schokolade ißt und keinen Kaffee trinkt, hat so immer gängige Zahlungsmittel im Spind. Bargeld ist offiziell verboten, aber dennoch vorhanden. Es gibt zwar keinen Geldautomaten im Besucherraum, dennoch kommen über ihn wohl die meisten Mengen an Geld in den Knast. Mit Bargeld sind viele Waren im Knast günstiger, als in der Knast-Währung „Schokolade-Kaffee-Tabak-Einkaufsscheine“.
Viele bringen einen Knastaufenthalt hinter sich. Man sollte lernen zu leiden aufgrund der Einsamkeit und dem Umstand, dass man von den Liebsten draußen getrennt ist. Am besten lenkt die Arbeit ab: Schrauben sortieren, Aktenordner bauen oder in der Küche arbeiten. So gehen die Tage schneller vorbei und die Einsamkeit ist nicht so groß und schlimm zu ertragen. Die Küche ist als Arbeitsplatz begehrter als viele andere Arbeitsbereiche, da dort an 7 Tagen gearbeitet wird, was auch mehr Lohn und Geld bedeutet. Die Freizeit sollte man nutzen, indem man ein Bücher liest, Radio hört, fernsieht oder zeichnet. Schreiben sollte man lieber nicht. Bekommen das Knacki-Kollegen mit, denken sie man schreibt ein Knasttagebuch und kommt drin vor.
Irgendwann ist vielleicht auch der eigene Aufenthalt rum. Dann sollte man den Knastbesuch das sein lassen, was er ist: Geschichte und Vergangenheit. Freundschaften oder Kontakte mit in das Leben danach mitnehmen, denn man will ja mit dem Kapitel abschliessen und nach vorne schauen.