Tod auf dem Atlantik: Was geschah auf der Segelyacht „Pan Tau” im Jahr 1982? Der Fall liegt mittlerweile 42 Jahre zurück und gibt immer noch Rätsel auf. Ein deutscher Skipper, der die Segelyacht „Pan Tau“ für das deutsche Eignerehepaar in ihre Wahlheimat Australien überführen sollte, wird von zwei britischen Mitseglerinnen erstochen. Die offizielle Version lautete Notwehr, die Akten wurden geschlossen. Im Jahr 2006, immerhin auch bereits 24 Jahre nach den Geschehnissen, wurden die neu aufgenommenen Ermittlungen und Nachforschungen zusammen mit der Ablehnung eines Auslieferungsbegehrens (in Deutschland wurde 1988 bereits ein Haftbefehl ausgestellt) für die beiden britischen Mitseglerinnen endgültig eingestellt. Doch noch immer gibt der Fall Rätsel auf. Was geschah wirklich auf der Segelyacht?
Der mysteriöse Tod des Skippers aus Deutschland im November 1982 sorgte international für Schlagzeilen. Der Fall ist und bleibt eine mysteriöse und grausame Geschichte: Der deutsche Skipper sollte die Segelyacht „Pan Tau“ für das deutsche Eigner-Ehepaar in ihre neue Wahlheimat Australien überführen. Die Verabredung war, dass er diese Überführung „einhand“ absolvieren sollte; im Seglerjargon bedeutet „einhand“ nicht weniger als „alleine“. Nagel war ein erfahrener Skipper, der bereits viele Skipper-Törns (auch einhand) absolviert hatte.
Entgegen dieser Verabredung mit dem Eignerehepaar absolvierte der 42-jährige Skipper den Törn aber nicht einhand / allein, sondern nahm für die Atlantik-Passage auf Gran Canaria drei Mitsegler an Bord. Einen ebenfalls 42-jährigen Deutschen und zwei britische junge Frauen, damals (im Jahr 1982) 25 und 27 Jahre alt. Die Absprache zwischen den Beteiligten des Segeltörn sollte „Sex gegen Koje“ gewesen sein.
Kurz nach dem Auslaufen aus dem Hafen Las Palmas auf Gran Canaria muss die Stimmung an Bord aber offensichtlich dramatisch gekippt sein. Nicht ungewöhnlich, wenn Unerfahrene das erste Mal auf einem Segelboot das Meer überqueren wollen. Die Situation eskaliert, wie es die Frauen darstellten und der Mitsegler es bestätigte: Der Skipper habe versucht, eines der beiden Mädels während der Nachtwache zu vergewaltigen; diese soll sich mit einem Messer gewehrt haben; die andere junge Frau kommt ihrer Freundin mit einem zweiten Messer zu Hilfe. Der Skipper wird erstochen, seine Leiche von den Frauen über Bord geworfen. 17 Tage später, am 15. Dezember des Jahres 1982 läuft die „Pan Tau“ im Hafen der Karibikinsel St. Lucia ein.
Was der 42-jährige Mitsegler? Dieser behauptete, er sei von den beiden jungen Frauen in der Tatnacht verletzt worden. Ein Foto, das ihn mit blutverschmiertem Kopfverband zeigt, belege dies. Die beiden jungen Frauen hätten ihn nach der Tat in einer Kajüte eingesperrt und erst rausgelassen, nachdem er ihnen zusicherte, dass er ihnen keinen Schaden zufügen würde. Der 42-jährige Mitsegler bestätigt die Darstellung der beiden jungen Frauen. Er selbst hätte während der Tat aber geschlafen und sei ebenfalls von den beiden Britinnen bedroht worden. Man hätte sich letztendlich auf eine Art „Waffenstillstand“ verständigt, denn schliesslich hätte nur er die Segelyacht weitersegeln können.
Die Behörden auf der Karibikinsel und Scotland Yard glauben den Frauen ihre Version offensichtlich bzw. finden nichts, was eventuell darauf schließt, dass es doch anders abgelaufen sein könnte, wie von den beiden jungen Frauen dargestellt. Keine weiteren Ermittlungen, da Notwehr. Akten geschlossen.
Das Eignerehepaar erhält (allerdings knapp 20 Jahre nach den Geschehnissen) die Asservate zurück und glaubt, in Logbuch und Seekarten eine Vielzahl von Indizien gefunden zu haben, die der Darstellung der jungen Frauen aus England widersprechen. Es würde nicht stimmen, dass alles zusammenpasse. Besonders die Aussagen des Mitseglers gegenüber den Behörden und später gegenüber den Medien würden stark voneinander abweichen. Logbucheinträge und Daten würden Rätsel aufgeben.
Auf ihre Segelyacht, die „Pan Tau“, ist das Eignerehepaar übrigens nie wieder gegangen. Nach den Vorkommnissen wurde die Segelyacht billig in St. Lucia verkauft. Die Geschichte wurde, etwas abgewandelt, in dem Film „Der Skipper“ verfilmt. Der Skipper (englischer Titel: Kill Cruise) ist ein deutscher Thriller aus dem Jahr 1990. Das Drehbuch schrieb Peter Keglevic, der auch Regie führte.
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