Sie kämpfen wie im alten Mittelalter, die Athleten beim Historical Medieval Battle (kurz: HMB). Was viele für Schaukämpfe in Ritterüstungen halten, sind echte Duelle und für die Teilnehmer eine echte Sportart. Ein kurzes Portrait.
Kampfsportarten, egal ob mit Waffen oder ohne, gibt es ja viele. Karate, Judo, Boxen, MMA, Fechten oder Kendo. Beim „Historical Medieval Battler“ rennen Männer in Ritterrüstungen (allein die zu tragen und sich zu drin zu bewegen, ist ein echter Kraftakt) riesigen Biedhändern, also Zweihänder-Schwerten aufeinander zu, was schon einmal mehr als beeindruckend ist. Ein Kampfsport für (echte Männer). Hier wird nicht nur ausgeteilt, sondern auch ordentlich eingesteckt.
Ursprung irgendwo in Rußland
Schaut man das erste Mal beim HMB zu, schüttelt man zunächst den Kopf. Man denkt, das muss doch sicherlich aus den USA kommen. Aber weit gefehlt. Beim zweiten Gedanken kommt einem nämlich in den Sinn, dass die USA ja kein Mittelalter und keine Ritter, mit Ausnahme der spanischen Conquestadores vielleicht, kennen. Historical Medieval Battle findet seine Anfänge in Russland (okay, die kennen jetzt auch nich so das Mittelalter mit Ritter und so weiter); Anfang der 1990er Jahre haben sich hier Mittelalter-Fans in Ritterrüstungen erstmals als Hobby oder als Sport bekämpft.
In den letzten 30 Jahren hat sich die Beliebtheit weiterverbreitet. Auch in Deutschland wird im Stile des Mittelalters gekämpft. Ob das jetzt aber wirklich den Urspung beim HMB in Russland hat(te), sei mal dahingestellt. Denn gerade Deutschland hat viele mittelalterliche Städte und damit verbunden mittelalterlichte Feierlichkeiten, wo das Mittelalter und das Leben in selbigem nachgestellt wird, auch Ritterkämpfe, wenn auch mehr in Form von Ritterturnieren, wie man sie aus Rittererzählungen oder gar Filmen kennt. Auch wenn man es nicht so häufig sieht, ist die Sache so popular inzwischen geworden, dass sogar eine Weltmeisterschaft im Historical Medieval Battle ausgetragen wird: Die erste Weltmeisterschaft mit dem Turniertitel „Battle of the Nations“ wurde im Jahr 2010 in der Ukraine ausgerichtet.
Verletzungen natürlich inklusive
Verletzungen sind beim HMB inklusive, klar. Große Unglücke sind jetzt allerdings nicht bekannt. Aber bei jeder Sportart gibt es Verletzungen und oder Unfälle. Gut, vielleicht mit Ausnahme vom Schachsport vielleicht.
Nicht einfach nur kloppen: Es gibt Regeln
So sehr die Kämpfer auch wie die einstigen Ritter sich in Kämpfen beweisen wollen, gibt es im Vergleich zu den mittelalterlichen Kämpfen und zu den heutigen Schlachten einen entscheidenden Unterschied: Heute schaut den Kämpfern ein Schiedsrichter über die in Rüstung steckende Schulter, damit die geltenden Regeln auch eingehalten werden. Zur ersten Weltmeisterschaft 2010 in der Ukraine wurde ein entsprechendes Regelwerk aufgestellt, das zum Beispiel Würgen oder Nackenschläge verbietet.
Es gibt sogar verschiedene Disziplinen
Beim Historical Medieval Battle gibt es sogar unterschiedliche Disziplinen: Einmal die klassischen Duelle, in denen sich immer zwei Kämpfer gegenüberstehen; in der Regel mit Schwert und Schild, Schwert und Buckler, einer Art Faustschild, oder nur mit dem Schwert. Auch Äxte oder Hellebarden sind üblich. Pro Treffer gibt es verschiedene Punkte; wer die meisten Punkte hat, ist der Sieger. Als Teamsport wird HMB entweder als „5 gegen 5“ oder als „21 gegen 21“ gespielt bzw. betrieben. Dann geht es darum, den Gegner im wahrsten Sinne des Wortes „von den Beinen zu holen“ bis er liegt. Gespielt wird „Last Man Standing“: Das Team, bei dem am Ende noch einer auf den Füßen steht, hat den Kampf gewonnen.
Wurde ja früher bei den Ritterspielen um die Gunst der schönen Prinzessinnen oder Burgfräuleins gekämpft, ist das auch heute nicht ganz so fern: Unter den Zuschauern stehen und sitzen einige nette Damen für die es sich lohnt um den Schlüssel zum Keuschheitsgürtel zu kämpfen. Und auch sie wissen: Love is a battlefield.