- Premiere in Genf im März 1963: Mercedes-Benz 230 SL Pagode
- Nachfolger von 300 SL und 190 SL
- Weltweit erster Sportwagen mit Sicherheitskarosserie
- Heute ein begehrter Klassiker
Sportlich, komfortabel und ein Meilenstein Sicherheitsentwicklung von Mercedes-Benz: Vor 60 Jahren, im März 1963, präsentierte die Marke den Mercedes-Benz 230 SL (W113) auf dem Genfer Auto-Salon. Die Erwartungen des Publikums damals sind hoch, denn der Mercedes 230 SL löst gleich zwei Fahrzeuge ab: Einmal den 300 SL Roadster (W198) und den 190 SL (W121). Die Pagode, wie der W113 aufgrund seiner typischen Hardtop-Dachform genannt wird, wird bis 1971 gebaut und dann vom Mercedes R107 abgelöst.
230 SL, 250 SL sowie 280 SL sind begehrte Klassiker mit Stern, was unter anderem auch die Preise für gut erhaltene Exemplare der Baureihe W 113 zeigt. Der aktuelle Marktspiegel von Classic Data für 2022/2023 nennt für den 230 SL im Bestzustand (Note 1) einen Preis von 128.000 Euro und für den 280 SL sogar einen Preis von 156.000 Euro. Viele Besitzer eines „Pagoden“-SL sind Kunden des Mercedes-Benz Classic Centers.
Vorreiter in Sachen Fahrzeugsicherheit bei Sportwagen
Der 230 SL überzeugt 1963 als komfortabler, zweisitziger Reisewagen mit guten Fahrleistungen. Das Design entsteht unter Leitung von Friedrich Geiger und verbindet klare Linien mit dem klassischen SL-Gesicht samt großem Zentralstern im Kühlergrill. Das optionale Hardtop weckt eine Assoziation aufgrund seiner nach innen gewölbten Dachfläche; es erinnert an die typischen asiatischen Tempelbauten, was dem dem Sportwagen den Beinamen „Pagode“ verschafft. Paul Bracq entwirft das abnehmbare Coupédach, das wir heute Hardtop nennen.
Wegweisend für Sportwagen der Zeit ist das Sicherheitsniveau des W 113. Die Rahmenbodenanlage des 230 SL stammt von den Mercedes-Benz Limousinen der Baureihe W 111. Sie ist gegenüber den Viertürern verkürzt und verstärkt. Die „Heckflosse“ ist 1959 der weltweit erste Personenwagen mit Sicherheitskarosserie, entwickelt vom Mercedes-Benz Sicherheitspionier Béla Barényi. Die „Pagode“ profitiert als erster Sportwagen vom Prinzip der stabilen Fahrgastzelle mit Knautschzonen vorn und hinten. Hinzu kommt die hohe Fahrsicherheit des aus der Limousine übernommenen Fahrwerks. Es ist auf die Ansprüche des Roadsters abgestimmt. Die Federung ist straff und zugleich für einen Sportwagen der 1960er-Jahre fast untypisch komfortabel. Erstmals bei einem SL-Sportwagen ist auf Wunsch ein Viergang-Automatikgetriebe erhältlich. Bereits der 230 SL hat Scheibenbremsen an den Vorderrädern. Ab dem 1967 präsentierten 250 SL ist auch die Hinterachse mit Scheibenbremsen ausgestattet.
Mercedes-Benz bietet diesen SL in seiner achtjährigen Bauzeit sukzessive mit drei verschiedenen Motoren an. Das unterscheidet ihn von den Typen 300 SL und 190 SL. Die Motoren dieser beiden ersten, 1954 vorgestellten Seriensportwagen der SL-Tradition sind bis 1963 jeweils nahezu unverändert. Der sportlich ausgelegte Sechszylindermotor M 127 des 230 SL basiert auf dem M 180 des 220 SE. Der Hubraum ist für den Einsatz im SL auf 2.306 Kubikzentimeter vergrößert. Das Aggregat leistet 110 kW (150 PS), die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 200 km/h, und der Sportwagen beschleunigt aus dem Stand in 11,1 Sekunden auf 100 km/h.
„California“-Ausführung und bessere Beschleunigungswerte
Ende 1966 löst der 250 SL den 230 SL ab. Sein Reihensechszylindermotor M 129 verfügt über 2.496 Kubikzentimeter Hubraum. Leistung (110 kW/150 PS) und Höchstgeschwindigkeit (200 km/h) entsprechen dem 230 SL. Allerdings verkürzt das höhere Drehmoment die Beschleunigung von null auf 100 km/h um 1,1 Sekunden. Zudem erhält der 250 SL einen Bremskraftregler, vorn größere Bremsscheiben und zusätzlich an den Hinterrädern ebenfalls Scheibenbremsen.
Ein weiterer Unterschied: Der 250 SL ist auf Wunsch mit Coupédach und Fondsitzbank lieferbar. Diese „California“-Ausführung ergänzt die vom 230 SL bekannte Karosserievariante als Roadster mit Stoffverdeck und abnehmbarem Coupédach. Mercedes-Benz zeigt die Version mit Fondsitzbank erstmals im März 1967 auf dem Genfer Auto-Salon. Der „California“ besitzt weder Roadsterverdeck noch Verdeckkasten, um Raum für die hintere Sitzbank zu schaffen.
Der 280 SL mit dem 2.778 Kubikzentimeter großen Reihensechszylindermotor M 130 erscheint 1968. Es ist die dritte und erfolgreichste Version der Baureihe W 113. Die Leistung steigt auf 125 kW (170 PS). Die Beschleunigung von null auf 100 km/h gelingt dem 280 SL in neun Sekunden. Die Höchstgeschwindigkeit liegt nach wie vor bei 200 km/h. Im März 1971 endet die Produktion des W 113 nach insgesamt 48.912 gebauten Fahrzeugen. Hierbei entfallen 19.831 Exemplare auf den 230 SL, 5.196 auf den 250 SL und 23.885 auf den 280 SL.
Dieser Artikel „Premiere in Genf im März 1963: Mercedes-Benz 230 SL Pagode“ erschien auch im der Rascasse Motor Revue.